Ich hab grad einiges an Möglichkeiten wie ich weiterfahren kann. Ich will Dinge, für die ich aber Entscheidungen treffen muss – was ich echt ungern tue wenn ich ihre Entwicklungen nicht abschätzen kann.
Das Haus WG-isieren
- Einzigartiger, seltener Fund – wenn ich dauerhaft wo wohne, definitiv die beste Option die ich nicht gehen lassen mag
- Zu teuer um es alleine zu halten, wenn ich mehr im Ausland sein will als das Amt mich dabei weiter unterstützt
- Zu gross, alleine werde ich mir immer verloren vorkommen hier – besonders seit der Hund nicht mehr da ist
- WG kann schon auch gut ungemütlich werden, wenns nicht passt – aber es könnte mir dadurch hier auch besser gehen, grade wenn ich Dinge so umbaue und räume dass ich deutlich mehr Zeit „draussen“ lebe wenn ich hier bin, im Schuppen und Garten koche, schlafe wenns geht
- Angst, dass das Haus zu Leerstand wird wenn ich ohne Nachmieter kündige, was sehr schade wäre
- Wenn andere Leute da wohnen, wird Besuch schwieriger bzw es wird dann vielleicht doch eng. Aber der Besuch wird entweder ein eigenes Zuhause zum darin besucht werden haben, oder mit mir auch gerne draussen sein – und das untere Wohnzimmer ist ja immernoch zugänglich sowie eines der Mini-Schlafzimmer, und der Bus ist auch noch ein zusätzlicher Schlafplatz
Die Kaninchen
- Aus verschiedenen Abwägungen heraus sehe ich wahre Freiheit für die Nudelbären nicht als eine Option für irgendwen von uns. Das Repressions- für mich und das Fuchs/Hunde/Auto/Menschenrisiko für sie ist mir zu gross. Für Zia wäre es vielleicht das richtige, sie hätte exzellente Chancen, aber Ra ist weiss und zutraulich und Nuria zu alt und vorgeschädigt plus ist sie eher schlecht im Pflanzen selektieren, und Zia ohne die anderen… Einfach Nein.
- Ich will die Verantwortung nicht mehr alleine tragen, die Ortsbindung oder Kosten die damit in Verbindung stehen sind zu hoch. Das war in ner fest zusammenlebenden Wahlfamilie eben ne andere Sache die aufzunehmen.
- Sie aus dem bestehenden, sehr grossen Territorium – 17m2 Voliere für Nachts plus um die 100m2 Freilauf mit Wiese, Brombeerhecke und tiefen Tunneln – zu nehmen und wie die 2 die im Herbst ausgezogen sind abzugeben fühlt sich nach Verrat an, grade wenn ich es tue weil es mir weh tut, sie einsperren zu müssen/ich mich wie ein Gefängniswärter fühle dabei
- Wäre das Haus eine WG, und würden die anderen 1-2 Leute das wollen… dann könnten die die Kaninchen übernehmen und sie dürften in ihrem tollen Garten bleiben, oder sie wären wenigstens in meiner Abwesenheit meistens versorgt
Das Haus abgeben
- Wenn ich das Haus nicht mehr finanzieren muss, dann kann ich so viel draussen und sonstwo sein, wie ich will, aber was wenn ich nicht mehr will?
- Etwas neues mieten nach Wohnungslosigkeit wird sehr viel schwieriger, weil ich erstmal wieder eine Kostengutsprache brauche, etwas was bescheinigt das ich Anspruch auf Wohngeld habe – das Spiel hab ich schonmal gespielt und es macht wenig Spass
- Ich könnte wen fragen, ob ich ein Zimmer Untermieten könnte – doch will ich riskieren, dass wir uns übers Zusammenleben im Winter vielleicht zerstreiten, und es ist generell Angst da, überhaupt danach zu fragen, und vielleicht, vielleicht…
- Wenn ich bereit bin, Miete für einige Monate WG-Zimmer pro Jahr selber aus der Rente zu stemmen, könnte ich das auch im Ausland tun wo es deutlich günstiger wäre – auch Campingplätze bieten manchmal beheizbare Unterkünfte bezahlbar für die Wintersaison an
- Ich könnte auch ein Zugvogel sein, und die kalte Jahreszeit eben da verbringen wo sie nicht so kalt ist und draussen leben leichter fällt – der Bus ist ja da
- Ich könnte auch einfach mal rausfinden, wie lange es dauert, bis es mir wirklich zu ungemütlich wird im Bus, und was dann meine Bedürfnisse sind. Wer weiss. Es gibt ja auch besetzte Häuser aufm Boden, nicht nur welche in Bäumen.
- Aber was, wenn der Bezug von Leistungen für Medikamente und Therapie dann doch schwer bis unmöglich wird ohne festen Wohnsitz? Was, wenn ich merke, dass mir beim Unterwegsleben die Ressourcen fehlen, irgendwas erfüllendes zu tun, es einfach wieder zu viel wird, und ich dann in eine stressigere Wohnsituation muss und das schöne Haus mit Garten dann für den Rest meines Lebens unerreich- und unmietbar sein wird?
- Was, wenn ich die Rente verliere und wieder Arbeitsintegration anfängt – aus dem Bus heraus wäre dann Leben sehr belastend, da bräuchte ich unbedingt einen festen Wohnort. Wie lange wird sich das Verfahren dieses Mal ziehen, will ich davon mein restliches Leben abhängig machen, darauf warten?
- Etwas in mir geht jetzt davon aus, das Wesen mich hier nicht mehr besuchen mag. Das ist quatsch. Totaler. Ja, wir fühlen uns beide in Wänden, im Dorf, isoliert von anderen Freunden nicht wohl auf Dauer. Aber besonders im Winter sieht das wieder anders aus, und das Haus ist eben gross genug dass hier so einige Menschen zu Besuch sein können. Und obwohl wir früher bei weitem nicht so eng waren wie jetzt, ist es trotzdem schon mehrfach hierher gekommen und jedes Mal um die zwei Wochen geblieben.
- Jetzt wäre der nächste Termin für Auszug hier November – wenn ich mich in einer Woche entscheide, was ich mir definitiv nicht zutrauen will – sprich Dezember, genau wenn es richtig ungemütlich wird draussen. Also wie mans dreht und wendet, diesen Winter werd ich das Haus wohl noch behalten.
- Therapie könnte ich zwar wieder online haben, aber meine Medikamente erfordern Dokumente um sie über Grenzen zu nehmen, und ich habe keine Lust, dass mein genauer Aufenthaltsort immer dokumentiert ist
- Holy shit ist viel Krams, Möbel und Baumaterial am Haus, plus die Zäune und die Voliere, der riesige Stall, Gartenkrams etc hier… Ich hab eigentlich gar keine Lust, das alles loswerden zu müssen, es wär auch richtig schade drumm.
Möglichkeiten
- WG sobald wie möglich, Kaninchen kommunalisieren, den Schwung der Ungemütlichkeit durch Fremde im Haus nutzen mehr draussen zu leben
- Haus leer lassen und hoffen, dass es sich immer wieder mit Besuch füllt, die Kaninchen abgeben damit ich flexibel weg kann ohne Sorge und bei längeren Abwesenheiten die Miete eben aus Ersparnissen stemmen und erstmal die Rentenrevision nächstes Frühjahr abwarten
- Neue Kaninchenbetreuung finden – die Automatisierung mit selbst nachts in die Voliere einsperren lassen funktioniert zuverlässig, Kamera ist da. Es bräuchte halt jemanden, der notfalls abends vorbei kommen kann, und der Futter auffüllt alle 3 Tage etwa. Bis ich einen guten Platz finde, wird das sowieso nötig sein, es sei denn ich bleib immer im spontan-heimfahren-vorm-Schlafen-Umkreis und das fühlt sich dann wirklich wie eine elektronische Fussfessel an.
Konklusion
Leider habe ich mal wieder 1000 Möglichkeiten durchgewälzt, um zum selben Schluss zu kommen, mit dem ich Anfangs so unzufrieden war: Ich werd noch einen Winter hier verbringen und schauen, dass ich alles in Ordnung bringe. Auch wenn es sich grad oft so anfühlt, ich bin nicht ganz alleine. Ich bin hier nicht eingesperrt. Ich bin es nur nicht gewohnt, Gefühle zuzulassen und zu durchleben, statt alles zu tun um die Ursache zu eliminieren oder zu fixen.
Aber grad sitze ich hier und wenn ich nicht aus dem Haus und wo hin gehe zu spezifisch vereinbarten Zeiten, bin ich eben alleine und das fühlt sich einsam an, weil ich wieder in der Lage bin zu fühlen. Bis kurz vor der Reise hatte ich ja noch den Hund, und dann mich in die „Arbeit“ gestürzt damit kein Raum für Gefühle da ist. Jetzt wöllte ich grad gern wo wohnen, wo ich weiss, das immer jemand da ist, und ich immer kommen und gehen kann wie mir danach ist.
…. und ich Eichhörnchen habe grade festgestellt, dass ich ja mal noch jemand anderen hatte für die Kaninchen. Die mittlerweile sogar im Dorf wohnt. War für die lange Reise zu teuer, aber für die Mini-Arbeit, die es jetzt grad ist, könnt ich da sicher was neues verhandeln, und höhere Notfall-Tarife für abends einen abends entflohenen Häftling wieder einknasten sind ja auch kein Ding. Plus die Ponybesitzerin, die im Dorf daneben wohnt und dort vielleicht auch noch Menschen kennt…
Konklusion am Tag darauf
Ich muss mich darum kümmern, Schmerz und Angst von Fakten zu trennen, sonst glaub ich irgendwann alles, was Schmerz auslöst, ist komplett real und so wie die Angst den Schmerz begründet. Ich will Schmerz mehr sein lassen ohne dass er immer eine Ursache braucht, die dann angegangen werden kann. Ich bin kein Problem zum fixen. Und auch meine Gefühle nicht.
Nein, ich werde das Haus vorerst behalten. Person ausm Dorf war da, ich hab ein Backup für den Notfall/für länger weg sein, im Sommer ist es eh super wenig Arbeit. Ich strecke meine Fühler aus zu Menschen, bei denen ich Hoffnung für ehrliche und nahe Begegnung habe. Die etwas wildes und wollendes in mir teilen. Es ist, wird, wird sein.
Und ein ehrgeiziges Ding in mir ist erwacht: Es ist egal, wo ich bin und was mich umgibt. Ich brauche keine Hilfe von aussen, um tief in mir wach zu bleiben und wild zu bleiben. Und ich glaub mit dem wilden in mir kann ich noch einige Lauffeuer hier anzünden und vieles erfahren.
Irgendwie denke ich bei der Konklusion grad an: „I passed the test. I will diminish…and go into the West…and remain Galadriel.“
Vielleicht ist es genau diese Stärke. Nicht nach dem zu greifen, was sich nach einer radikalen Veränderung anfühlt, um Angst zu entkommen. Sondern dem, was sie vermiden will, ruhig entgegen zu treten und den Schmerz annehmen, der daraus resultieren wird.