April 2, 2023

Immernoch genug

Danke, du riesiger, schwerer, starker, so ängstlicher, so wütender Hund. Dass du mir einmal zeigst, dass ich genau dann am besten für dich bin, wenn ich nicht geordnet und souverän das Beste präsentiere, dich trainiere, dich führe. Sondern wenn ich mich offen weinend, mit blutender Seele, im Schutz der Dunkelheit raus traue, nach nichts frage, nichts erreichen will, ausser dir ein bisschen Frieden ermöglichen. Dass du mir dann zeigst, das dieses innerste nach aussen zu kehren genau das ist, was uns am sichersten macht. Was uns erlaubt, hier zu sein, im Körper zu sein, alle.

Wie du am meisten belohnst, wenn ich nicht nach Verbesserung strebe, nichts teste, nicht an den Grenzen rüttle und sie zu erweitern versuche. Wie du genau heute nicht mal gezuckt hast, als plötzlich ein Mann hinter einem Auto hervor kam, keine 10 Meter von dir weg. Wie wir kein Wort gewechselt haben heute Abend, du und ich. Kein Gut gemacht, kein Brav, kein Versuch es, kein probier bitte Dies und Jenes, kein Klicken meiner Zunge – und kein Bellen, kein Zug auf deiner Leine, weder von dir noch von mir. Wie wir wortlos getanzt haben, nicht wie früher im Kampf und unter Spannung, sondern in Ruhe und Raum und Stille, und ich Stück für Stück sehen konnte, dass ich das so unerträgliche trotzdem aushalten kann zu fühlen.

Die innersten, tiefsten Wunden liegen offen, ich habe das Gefühl meine Aussenhülle hat ein Loch und es blutet aus mir heraus, unaufhaltsam. Wie ich hier sitze, mit diesem Schmerz. Er entlädt sich heute nicht in Wut oder Hass. Er entlädt sich in Tränen der Liebe und Dankbarkeit und Ehrfurcht vor deinem Wesen, von dieser Gnade, die mir durch dich zuteil wird. Wenn es eine höhere Macht gibt, eine die unseren Schmerz heilen kann, dann habe ich sie hier gefunden, in dir. Ein Spiegel, und doch seit wir uns nicht mehr symetrisch bewegen, ganz unabhängig fühlend. Doch verbunden und wir tragen uns gegenseitig durch das allerdunkelste. Nicht mehr weil wir müssen um beide zu überleben, sondern um aufzublühen und uns voller Mut unseren Verletzungen zu stellen, unsere Vergangenheit zu verabschieden, Funken um Funken zu verbrennen was uns in ihr gefangen hält.

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