CN: körperliche und sexuelle Gewalt, Albträume, Anamnese, Psychiater*in, Kindheitstrauma
Vor 2 Tagen war ich bei der neuen Psychiaterin, etwa der 3. Termin. Sie möchte meine Geschichte kennen. Erstaunlicherweise funktioniert es für manche Anteile besser, diese Traumata auszugraben und zu erzählen. Es ist anders als bei den Gutachtern, ganz anders. Bei der letzten Psychiaterin musste ich anfangs immer darüber streiten, ob ich jetzt tatsächlich Trauma erlebt habe. Zudem glaubte sie nicht, dass ich wirklich eine DIS habe, was wie ich jetzt weiss, pures Gift für unser System war.
Vor ein paar Tagen habe ich also ausgepackt, was denn die grössten Fehler meiner Eltern waren in meiner Kindheit. Und während die Psychiaterin das eindeutig als ziemlich traumatisch einstufte, und auch gut verstehen konnte, dass ich da keinerlei Emotionen dazu habe, da es nicht meine Geschichte ist, verliess ich trotzdem den Raum mit dem Gefühl, mir Empathie und Unterstützung erlogen zu haben. Ich hatte ja nicht erwähnt, dass ich so ein schreckliches Kind war, dass das ja alles verdient hatte, das an alledem selber Schuld war. Da wurde mir klar, warum ich mich so unwohl fühle mit Wärme und Mitgefühl. Weil der Umgang mit mir so normalisiert war und ich so viel Gaslighting erfahren habe als Kind. Das steckt so unglaublich tief in mir drinn.
Als ich draussen die Schutzausrüstung anzog, viel die Fassade kurz ein wenig zusammen und ich hab eine Minute darüber nachgedacht zurück nach drinnen zu gehen, in der Hoffnung das da jemand die Emotionen auffängt, die plötzlich da waren. Doch es fühlte sich zu wenig sicher an, und so kamen sie wieder nach drinnen. Aber kurz war da ein Gefühl von „Scheisse, das ist wirklich unrechtens, was mir da alles passiert ist?“.
Und während ich mir immer noch einredete, völlig übertrieben zu haben, der Instinkt meine Täter zu schützen wieder stark wurde, hatte ich heue Nacht einen Traum, der sich wie ein Beweis anfühlt, dass es eben doch alles passiert ist. Mir passiert ist. Einem anderen Mir vielleicht, aber Mir. Uns. Ich glaube, der Traum war ein Mashup aus verschiedenen Traumata – sexueller Missbrauch war kein Teil von meiner Kindheit, von dem ich Kenntnis hätte. Lassen wir es dabei, dass es eben ein sehr unschöner Traum voller Gewalt und Drohung und Angst aller Art war. Voll von Ohnmacht, von dem Gefühl jetzt sterb ich vielleicht, und ich kann nichts tun um das zu verhindern. Es war dieses Trauma, das später auch den sexuellen Missbrauch durch einen völlig anderen Mann ermöglichte. Ermöglichte, dass ich in diese Falle tappte und so eine starke Loyalität aufbaute zu einem neuen Täter, der eigentlich von Anfang an mit den roten Flaggen gewedelt hatte.
Ich frage mich, wie lange wird es gehen, bis die Persönlichkeiten, die all dies erlebt haben, endlich Hilfe bekomme können. Das sich endlich ein Platz sicher genug anfühlt, um dort Gefühle zu haben. Ich fühle mich nach dem Traum innerlich wie tot. Da sind keine Gefühle mehr. Da ist nur leere.