Ich bin ausgebrannt und leer, was Beziehungen zu anderen Menschen angeht. Ich ziehe immer dieselben Leute an, und irgendwie hab ich erst heute erkannt, wie sehr ich darin meine Familie sehe.
Menschen, die viel fühlen, davon aber auch schnell überfordert sind. Menschen, die grosse Angst haben, jemanden zu verletzen und generell Fehler zu machen. Menschen, die aufgrund dessen richtig lausig sind darin, Verantwortung dafür zu übernehmen, wenn sie dies tun, weil sie es nicht aushalten können. Weil ihr Selbstbild so instabil und Abhängig von äusserer Wahrnehmung und der inneren Stimme ihrer Kindheitsprägung ist, die ständig und erbarmungslos über sie richtet und urteilt.
Menschen, die zerrissen davon sind, zwar da sein zu wollen weil das ihrem guten Menschenbild entspricht und weil sie niemanden enttäuschen können, aber die Ressourcen nicht zu haben. Weil sie oft überall da sind, aber nirgends richtig, und fast nie ehrlich für sich selbst. Menschen, die ein starkes „du bist mir wichtig“ ausstrahlen können – weil sie ihren Wert oft genau darüber definieren.
Kurzum, Menschen, die Liebe wie einen ungedeckten Check verteilen. Und emotional mit ihren resultierenden Schulden absolut überfordert. Ihre Gläubiger gaslighten, ghosten, versuchen neu zu verhandeln oder zu dementieren, was einem versprochen wurde, „es war gar kein Versprechen! ich bin nicht für dich verantwortlich! ich kann nichts dafür ich konnte nicht wissen dass ich wie die letzten 15 Male auch dieses Mal nicht da sein können werde!“. Mittlerweile sehe ich die leeren Konten schon sehr bald und versuche, mir keine allzu grossen Checks ausstellen zu lassen. Aber wenn ich schon so viel „Rabatt“ gebe um die Situation des Gegenübers zu berücksichtigen, trifft es mich eben umso mehr wenn auch das nur ausgenutzt wird und wieder nichts zurück kommt.
Aber die einzigen Menschen, die den Anschein erwecken als würden sie meine Werte teilen und sich um mich scheren, sind genau die mit den ungedeckten Konten. Soll ich also nach Menschen suchen, die schon im Vorherein so wirken, als wäre es ihnen egal? Aber ich suche doch jemanden, dem ich nicht egal bin? Ich glaube die Antwort ist, dass „nicht egal sein“ etwas ist, das sich erst mit der Zeit authentisch entwickeln sollte. Und dass das, was ich bisher als tiefe Liebe allem Leben gegenüber gesehen habe, vielleicht oft tiefes People Pleasing und dahinter sehr wenig ist. Denn es geht nicht um die anderen, es geht ums eigene Ego, darum, als liebevoll und damit liebenswert gesehen zu werden.
Und mir ist auch klar was ich tun muss, damit ich diesen roten Faden nicht mein Leben lang unter jedem Müllhaufen finde, den ich durchwühle. Ich muss meinen eigenen zerschneiden, der mich an dieses Wolleknäuel bindet. Muss aufhören, meine Sicherheit in anderen Menschen zu suchen, denn ich werde sie immer nur in genau diesen Menschen glauben zu finden zu können. Ich muss lernen, mit Unsicherheit sein zu können, denn dann halte ich vielleicht auch Menschen aus, die nicht dieselben kaputten Interaktionsmuster mitspielen, die meine Kindheit mir eingebrannt hat.