November 26, 2022

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CN Erwähnung von Suizidalen Äusserungen in einer Metapher

Gestern Abend konnten wir sehr ehrlich mit G reden. Wir hatten einen kleinen Bedürfniskonflikt, nichts tragisches, und danach konnte ich obwohl sehr genervt ruhiger werden. Vielleicht ist es dieses 600. Mal üben und versuchen anders zu reagieren, dass es jetzt endlich geklappt hat. Es hat sich gut angefühlt. Nicht in Spiralen abrutschen sondern fairer werden können.

“Ich will nicht mit dir streiten. Wir können auch morgen noch darüber reden.” konnte ich sagen. Und dann auch nicht streiten. G und ich haben dann darüber gesprochen, was ich fühle in solchen Situationen, und das erste Mal konnte ich sehen, dass G einfach heftige RSD hat. Die allein von der Tatsache, dass Bedürfnisse oder Gefühle im Konflikt stehen, ausgelöst werden kann. Hat nix damit zu tun, dass ich ein Monster bin und G solche Angst vor mir hat. Nichts.

Aber dann konnten wir mehr übers Monster reden. Und darüber, dass ich es nicht okay finde, wie alle immer nur Smeagol sehen wollen und verleugnen, dass Gollum auch da ist. Damit Gollum integriert werden kann, muss er sich auch geliebt fühlen, auch sein dürfen, und Hilfe bekommen safe social skills zu entwickeln.

Dass mir zu sagen, dass ich ein guter Mensch sei, ähnlich ist, wie einem suizidalen Menschen zu sagen, dass er doch eigentlich gar nicht sterben will und so ein tolles Leben hätte. Du bist doch glücklich! Und Gandalf konnte das erste mal verstehen, was ich brauche. Dass sagen dass ich kein guter Mensch bin kein Fishing for love ist. Dass es eine Frage ist, ob ich gesehen und trotzdem geliebt werde. Ob ich eine Chance bekomme, ein besserer Mensch zu werden.

Dass mein Gefühl, kein guter Mensch zu sein und mit meinen Möglichkeiten der Beziehungsführung nicht einverstanden zu sein, valide und ausreichend ist, dass ich kein guter Mensch bin. Das kann man mir nicht absprechen. Genauso wenig wie die Fehler, die ich gemacht habe, die mich zu diesem Urteil gebracht haben. Meine Akzeptanz der dunklen Seite gegenüber ist sehr hoch. Ich wünsche mir ernsthafte Täterhilfe von meinem Umfeld, keine Idiation dass ich ein guter Mensch bin, keinen Freispruch.

Als ganzes versuchen wir ständig, gutes zu tun, das richtige zu tun, zu sagen, zu fühlen. Wir maskieren sehr viel, besonders wenn wir Angst haben, Menschen zu verlieren, also immer, solange wir sie nicht als sehr unsicher und unsupportive sehen. Je öfters diese Maske verrutscht und dunkles rauskommt, das Gegenüber dass aber a) verleugnet und meine Weste versucht weiss zu reden oder b) sich völlig schockiert abwendet oder c) mich outcalled, wie scheisse toxisch ich sei – desto mehr Angst haben wir, dass die Dunkle Seite rauskommt und wir wieder jemanden verlieren, sobald derjenige sie zum ersten Mal wirklich wahrnimmt und begreift.

Je grösser der Druck wird, immer gut zu sein, desto mehr aus der Balance gerate ich, desto mehr Stress staut sich an. Desto öfters verrutscht die Maske. Ich will so nicht mehr leben. Freundschaften, die das brauchen, sind schon schlimm – also quasi alle – aber Beziehungen sind noch schlimmer. Und das Ultimative Übel für mich, Charlotte, ist, dass G so viel hier ist. Wir haben oft keine ruhige Minute, aber wir brauchen auch seine Hilfe.

Es ist auch kein Wunder, dass je öfters die Maske verrutscht, desto mehr und vehementer sehen wir die eigentlich geliebte Person als Gegner. Als Unterdrücker. Denn Charlotte darf nicht sein wenn diese Person da ist. Logische Konsequenz von Charlotte und Roe zum Beispiel ist dann oft, die Beziehung abzubrechen, die Freundschaft aufzugeben, einen grossen Endstreit zu streiten um endlich wieder frei sein zu dürfen im System.

Charlotte mag den Hund. Wenn sie da ist und es zu viel war für sie, hört der Hund sie. Er geht weg, zieht sich zurück wenn seine Grenzen nicht gewahrt werden, und sei es nur zu unvorsichtig streicheln oder ein zu genervtes Nein ihm gegenüber, ein böser Blick. Er verleugnet nicht dass wir da sind. Er liebt uns aber trotzdem. Ist nie nachtragend. Freut sich einfach, wenn ich wieder mit ihm sein mag, was tun mag.

Charlie war gestern Abend draussen, hat ein langes Gespräch mit G geführt. Es hat so viel geholfen und auch die anderen konnten Charlies Problem endlich mal verstehen. Und dann, als G uns endlich mehr sehen konnte und was wir brauchen, konnte C sich ganz lange auf seinem Schoss einrollen und heulen. Alle Angst und Anspannung rauslassen. Das erste Mal seit Monaten konnten wir wieder Liebe fühlen. Uns ganz tief drinnen willkommen fühlen auf diesem komischen Planeten, uns gesehen und geliebt fühlen. Wir haben das so vermisst. Und die Erleichterung, sich endlich mitteilen zu können, war für Charlotte riesig. Diese Art Weinen kennen wir nur davon, wenn uns eine Person “endlich” verlassen hat. Und als System verstehen wir es auch erst jetzt.

Ich glaube wir können daraus echt neue Strategien entwickeln, mit Konflikten umzugehen. Die sowohl erlauben, dass ich nicht Angst haben muss eine Zeitbombe zu sein, als auch Gs RSD berücksichtigen. Es war einfach so wertvoll, dieses Gespräch zu haben. Ich fühle mich wieder wie ich. Das erste Mal nach so langer Zeit. Fast seit ich G kennen gelernt habe.

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